Zurück im Dorf

Seit zwei Tagen bin ich wieder im Dorf, d. h. zu Hause. Ich muss mich jedes Mal vom neuem an die Putzigkeit von Bern gewöhnen. Es ist so klein und niedlich hier und es hat so wenig Leute auf der Strasse.

Aber es war schon mächtig beeindruckend, einmal im Leben auf dem Roten Platz zu stehen. Als eine andere wichtige – unter vielen anderen wichtigen – Sehenswürdigkeiten gelten die Stationen der Moskauer Metro. Dies habe ich mir geschenkt, da ich definitiv keine Lust hatte, mich nur wegen ein paar Marmorbüsten mit Hunderten von Leuten in eine U- Bahn zu quetschen.

Speziell war der Promimentenfriedhof Nowodewitschi, auf dem einige Parteisekretäre (Jelzin, Chruschtschow), ganz viele Schriftsteller und Komponisten sowie einige Prominente beerdigt sind ( sogar ein Pädagoge hat dort seine letzte Ruhe gefunden). Am Eingang hat es eine Informationstafel, leider nur in kyrillischen Schriftzeichen. Aber mindestens das Grab von Boris Jelzin haben wir gefunden. Allerdings ist es meiner Ansicht nach recht geschmacklos dekoriert. Eigentlich soll sein Grabstein die russische Flagge darstellen, mich hat das Ganze eher an einen Riesenschlumpf erinnert.

Die Menschen sind unheimlich nett. Ich finde es nur sehr schade, dass man sich mit ihnen kaum verständigen kann. Dass der Mann/ die Frau auf der Strasse kein Englisch kann ist das eine. Dass aber nicht mal diejenigen, die in einem Touristenrestaurant, in einem Café das auch von Touristen frequentiert wird arbeiten oder die Frauen an der Kasse des Kremls kein Wort Englisch sprechen ist doch eher unüblich. Aber warum sich anstrengen – die Touristen kommen ja doch. Allerdings haben die Leute eine Möglichkeit der Verständigung gefunden, nämlich Google Translate. Mehr als einmal habe ich auf diese Art eine Antwort erhalten. Beim ersten Mal wunderte ich mich, warum die angesprochene Person auf ihrer Handytastatur rumtippte, bis ich begriff, dass sie die Antwort mit Hilfe von Google auf Englisch übersetzte und dann auf das Handydisplay zeigte.

Das Thema Essen habe ich schon in einem früheren Post angesprochen. Die russischen Frauen sind, zumindest wenn sie jung sind, sehr dünn, was man von den Männern nicht behaupten kann. Meine Schwester hat mir gesagt, dass man in den Restaurants halt üblicherweise mehrere Gerichte bestellt. Das habe ich denn irgendwie auch gemacht, zudem war ich fast dauernd am Essen – hier ein Cheesecake ( ich könnte von Cheesecakes leben) da ein Sandwich vor dem Znacht. Auf diese Art und Weise konnte ich den Hungertod abwenden. Allerdings – das muss ich doch erwähnen – ich habe ausserhalb von Frankreich noch nie derart super gute Croissants gegessen wie in dem Café, in dem ich jeden Morgen meinen Kaffee holen ging.

Organisation ist definitiv nicht die Kernkompetenz der Russen. Der Service im Restaurant war gelinde gesagt chaotisch, um einen Tee, zwei Kaffees und zwei Macarons zu servieren, eilten zwei Kellnerinnen mindestens ein Dutzend Mal an unseren Tisch. Um Billette für die verschiedenen Einrichtungen des Kremls zu kaufen, muss man sich in verschiedene Warteschlangen einreihen. Dies ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, was bedeutet, dass man, wenn man eine Stunde angestanden ist, zwar Billette für beispielsweise die Schatzkammer kaufen kann, man sich aber, wenn man auch den Kreml besichtigen möchte, sich wieder in eine andere Warteschlange anstellen muss. Warum man nicht alle Billette an jeder Kasse kaufen kann ist mir absolut schleierhaft. Und wenn man dann ein Billett ergattert hat, wird einem ein Slot zugewiesen. Für ein Billett für die Schatzkammer standen wir eine Stunde an und mussten dann nochmals 1 1/2 Stunden warten. Ich weiss, man kann die Billette auch online kaufen, aber ich weiss doch nicht schon zum Voraus, an welchem Tag ich grade Lust habe, den Kreml zu besichtigen. Zudem muss man die online erworbenen Tickets in Papierbillette umtauschen. Ein anderes Thema ist die Signalisation. Es hat zwar Hinweisschilder so das klar ist, in welche Richtung man gehen muss, aber das wars dann schon. Den Eingang in die Schatzkammer beispielsweise muss man schon selber finden. Ich weiss nicht ob wir zu blöd waren oder ob es schlicht daran lag, dass wir keinen zusätzlichen Lageplan hatten, aber wir fanden den Eingang zur Schatzkammer nicht.

Ich weiss nicht, ob ich nochmals hingehen werde. Irgendwie würde es mich aber schon reizen, im Winter beispielsweise auf dem Roten Platz z schlöfle und um die Jahreszeit hätte ich die Tretjakow- Galerie sicher für mich alleine. Zudem würde ich ein nächstes Mal sicher einen Abstecher nach St. Petersburg machen.