Nirvana in Fire (2015)

Genre: Wuxia / Bromance

Literatur: Lang Ya Bang von Hai Yan

Regie: Kong Sheng / Li Xue

Episoden: 54 à 45 Minuten

Cast:

Hu Ge (Mei Changsu/Su Zhen/Lin Shu

Liu Tao (Prinzessin Mu Nihuang)

Wang Kai (Xiao Jingran/ Print Jing)

Leo Wu (Fei Liu)

Chen Long (General Meng Zhi)

Ding Yong Dai (Kaiser Xiao Xuan Liang)

Gao Xin (Xiao Jing Xuan/Kronprinz)

Victor Huang (Xiao Jinghuan/Prinz Yu)

Wang Jinsong (Marquis Yan Que)

Jin Dong (Lin Shen)

Wang Yongquan (Xia Jiang)

Quelle: Wikipedia

Handlung:

Im China des 16. Jahrhunderts herrschte Krieg zwischen den beiden Dynastien Northern Wei und Southern Liang. Die Chiyan Armee unter dem Kommande von General Lin Xie und seinem 19-jährigen Sohn, Lin Shu, besiegt die Armee der Northern Wei. Kurz nach dem Sieg wird die Armee auf Befehl des Kaisers massakriert, da er glaubt, dass die Chiyan Armee eine Rebellion gegen ihn plant. Er weiss nicht, dass dies eine Intrige ist, um Lin Xie aus dem Weg zu räumen. Nach dem Verrat an der Armee wird die ganze Familie von Lin Xie ermordet, seine Frau, die Schwester des Kaisers, begeht Selbstmord.

Lin Shu hat das Massaker überlebt, aber er wurde mit dem Gift der Bitteren Flamme vergiftet. Der Meister von Langya Hall, Lin Chen, nimmt ihn auf und behandelt ihn erfolgreich. Diese Behandlung führt allerdings dazu, dass Lin Shu dauerhaft geschwächt ist, sein Aussehen völlig verändert und seine Lebenserwartung drastisch reduziert wird. In den nächsten 12 Jahren etabliert er die Jiang Zhuo Allianz und wird deren Chef unter dem Namen Mei Changsu.

Auf Einladung von zwei Noblen reist er unter dem Namen Su Zhe in die Hauptstadt, offiziell, um sich dort behandeln zu lassen. Dort gerät er in den Machtkampf zwischen Prinz Yu und Prinz Xian um die Kronprinzenwürde. Da wegen seiner Behandlung sein Aussehen drastisch verändert wurde und ihn sowieso alle für tot halten, erkennt ihn zunächst niemand.

Su Zhe unterstützt vorerst Prinz Yu im Machtkampf gegen Prinz Xian. Als dieser die Kronprinzenwürde verliert, wird Prinz Yu Su Zhe gegenüber misstrauisch. Su Zhe seinerseits verfolgt seine eigene Strategie: Unterstützung von Prinz Jing, seinem Jugendfreund sowie Rache für das ihm, seiner Familie und seiner Armee angetane Unrecht.

Su Zhe agiert wie ein Schachspieler – alle Personen, die am Komplott gegen die Chiyan Armee beteiligt waren, werden nach und nach eliminiert. Su Zhe ist der unsichtbare Drahtzieher hinter all diesen Ereignissen. Am Hof beobachtet man die Handlungen von Su Zhen mit Argwohn, man beginnt zu ahnen, dass sich hinter der kränklichen Fassade eine machtvolle Persönlichkeit versteckt. Prinzessin Mu Nihuang, die als Kind mit Lin She verlobt wurde, verliebt sich in Su Zhe, ohne seine wirkliche Identität zu kennen. Die Höflinge entlarven Su Zhe als Mei Chang su, doch es dauert noch eine ganze Weile, bis seine wahre Identität enthüllt wird. Zum Schluss gelingt es ihm, den Kaiser – seinen Onkel – davon zu überzeugen, dass die Chiyan Armee verraten wurde und benennt auch die Schuldigen für diesen Verrat.

Su Zhe wird in seinen Plänen von einer Handvoll Getreuen unterstützt. Auch sie waren Angehörige der Chiyan Armee und haben das Massaker zusammen mit Lin Shen wie durch ein Wunder überlebt.

Irgendwann enthüllt er seine wahre Identität – doch es gibt für Lin Shu und Mu Nihuang kein Happyend. Er zieht ein letztes Mal für sein Vaterland in den Krieg, im Wissen, dass er dieses Mal nicht mehr zurückkehren wird.

Kritik:

Ich wurde durch einschlägige Internetforen auf „Nirvana in Fire“ aufmerksam. Als begeisterte Hobby-Fechterin kann man mich mit Schwertfilmen, den sogennanten „wuxia-Dramen“ sofort in den Bann ziehen. Allerdings ist hier zu bemerken, dass die Schwertkämpfe meistens sehr stilisiert/ritualisiert sind. Und ja, ich weiss, dass sich Schwertkampf und Degenfechten voneinander unterscheiden- ich habe schon beides ausgeübt, aber Schwertkämpfe sehen in echt leicht anders als, als es im Film dargestellt wird.

„Nirvana in Fire“ wird häufig mit „Dem Graf von Monte Christo“ verglichen, denn auch in diesem Roman von Alexandre Dumas geht es um Rache. Meiner Meinung nach greift dieser Vergleich viel zu kurz.

Im Grafen von Monte Christo geht es nur um Rache für das erlittene Unrecht. Die Handlung von „Nirvana in fire“ ist da doch subtiler und mehrschichtiger.

Ja, es geht um Rache, aber auch und vor allem um Rehabilitation und Wiederherstellung der Ehre – der Familie, des Vaters, der Armee. Lin Shu lässt sich für seinen Plan Zeit, er schlägt erst zu, als er den Zeitpunkt für günstig hält.

Der Beginn des Dramas hat mich recht verwirrt – ich konnte die Schlachtenszene nicht recht mit den Geschehnissen in der ersten Episode in Verbindung bringen. Nach dieser blutigen Szene wechselt der Schauplatz nämlich urplötzlich in die idyllische Bergwelt, in der Lin Shen residiert und von wo Su Zhe/Mei Changsun/Lin Shu in die Hauptstadt aufbricht, um seinen Plan in die Tat umzusetzen.

Nach diesem langsamen Beginn des Dramas nehmen die Geschehnisse ihren Lauf – die Ereignisse folgen sich immer schneller, bis sie sich am Schluss überschlagen. Ich habe mich keine Sekunde gelangweilt und hätte Lin Shu locker nochmals 54 Episoden folgen können.

Bei „Nirvana in fire“ stimmt einfach alles: Die Geschichte, das Tempo, die Ausstattung, die Cinematographie und – ganz wichtig – die Besetzung der Figuren.

Die meisten Dramen die ich bis jetzt gesehen habe, kranken am gleichen Thema – dem Tempo. Aus kommerziellen Gründen werden die Dramen auf so viele Episoden wie möglich ausgedehnt. Dies geht in den meisten Fällen auf Kosten des Tempos. Unzählige Episoden werden mit völlig belanglosem Inhalt gefüllt, die zwar überhaupt nichts zum Fortgang der Geschichte beitragen, aber dazu dienen, auf möglichst viele Episoden zu kommen. Hier macht „Nirvana in fire“ alles richtig. Hinzu kommt der umwerfende Cast!

Hu Ge als Lin Shu/Mei Changsun/Su Zhe ist schlicht gewaltig – seine Performance trägt die ganze Geschichte. Aber auch die anderen SchauspielerInnen liefern eine grossartige Leistung ab. Allen voran sei hier Wang Kai als Prinz Jing, dem Jugendfreund von Lin Shu, zu erwähnen. Er findet die richtige Balance zwischen jugendlichem Uebermut und Uebernahme von Verantwortung. Dann Leo Wu als Fei Liu, dem jugendlichen Bodyguard von Lin Shu. Seine Kampfkunst ist beeindruckend, der einzige, der ihn zu schlagen vermag ist der Kommandant der Palastwache, General Meng Zhi (Chn Long). Auf der anderen Seite bricht bei Fei Liu immer wieder das Kind hervor, das er eigentlich noch ist. Er ist Lin Shu bedingungslos ergeben. Mit seiner unbekümmerten Art gewinnt er schnell die Herzen aller, die mit ihm zu tun haben und er hat sich auch in die Herzen der ZuschauerInnen gespielt. Auch die Nebenfiguren – und deren gibt es sehr viele – sind hervorragend besetzt. Besonders erwähnenswert ist Wang Jinsong in seiner Rolle als Marquis Yan Que.

Ein Wort noch zu den Frauen in diesem Drama: Eine Liebesgeschichte kommt in diesem Drama nur am Rande vor, und das ist gut so. Mit Prinzessin Mu Nihuang und Xia Dong, einer Beamtin beim Xuan Jing Büro spielen zwei Frauen eine starke unterstützende Rolle – beide befehligen ihre eigenen Truppen, sie lassen sich von niemandem auf die Seite drängen.

Ich habe bisher erst 8 chinesische Dramen gesehen, kann also nicht wirklich behaupten, eine Expertin in der Materie zu sein, aber „Nirvana in Fire“ ist das beste und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein anderes Drama dieses noch übertreffen kann. Und wenn es nur einen Grund gibt, dieses Drama zu schauen, dann klar wegen Hu Ge. Er schafft es, die verschiedenen Facetten des Lin Shu/Su Zhen/Mei Changsu überzeugend darzustellen. Dies ist eine meisterhafte schauspielerische Leistung!

Es gibt übrigens eine zweite Staffel, aber ohne Hu Ge. Ob ich mir diese ansehe, weiss ich noch nicht. Dies ist das Besondere an chinesischen Serien: die zweite Staffel hat meistens nur lose bis gar keine Verbindungen mit der ersten Staffel, weder inhaltlich noch mit der Besetzung der SchauspielerInnen.

Gesehen auf youtube mit englischen Untertiteln

Trailer:

Copyright Corinne Mathieu 2020