Dijon

Seit meiner wieder gefundenen Liebe zu Italien habe ich Frankreich etwas vernachlässigt. In den letzten Jahren war ich mehr auf den Süden (Kroatien und Italien) fixiert. Aber plötzlich habe ich den Wunsch verspürt, wieder mal etwas französische Luft zu schnuppern und vor allem wieder einmal so richtig Französisch zu sprechen. Zudem brauchte ich unbedingt wieder einen Tapetenwechsel, aber ich wollte nicht zu lange und zu weit weg. Da bot sich Dijon als kleine Auszeit richtiggehend an. Von Bern aus sind es knappe 3 Stunden mit einmal umsteigen in Basel.

Eine Bekannte fand, ein Tag sei ausreichend, aber einfach so durch einen Ort hindurchstressen und dann wieder abreisen widerstrebt mir, so dass ich mich für zwei Uebernachtungen entschied.

Dijon ist eine kleine, herzige Stadt, man würde nicht auf die Idee kommen, dass es der Hauptort des Burgunds ist und einstmals Sitz der mächtigen Herzöge von Burgund war (deren Niedergang einen engen Zusammenhang mit der damaligen Schweiz hat, aber davon später).

Die meisten Sehenswürdigkeiten gruppieren sich um den Place la Libération – einen sehr grossen, sehr eleganten und sehr französischen Platz, angereichert mit 3 (4) Fontänen (siehe Beitragsbild). Dort steht auch der Palast der Herzöge von Burgund. Dieser beherbergt im Innern das Musée des Beaux Arts, wohl eines der schönsten Museen, das ich bis jetzt gesehen (und ich war schon in unzähligen Museen). Der Eingang ist ein paar Schritte vom Haupteingang entfernt und leicht zu übersehen.

Man sollte sich für die Besichtigung des Museums genügend Zeit nehmen (wie immer eigentlich). Es ist ein grandioser Mix aus den imposanten Räumen des Herzogspalastes, der Gemäldesammlungen sowie der Geschichte des Burgunds. Und wie immer nimmt die religiöse Kunst einen grossen Raum ein. Gut, neben Porträts der Mächtigen bestand die Kunst der früheren Jahrhunderte vor allem aus religiöser Kunst (Kirchenfenster, Altäre, Monstanzen, Reliquienschreine etc pp.) Und von dieser Kunst hat es ein paar grandiose Exemplare

Und nun zu den Herzögen von Burgund: Diesen Herrn kennt fast jedes Schweizer Schulkind:

Charles le Téméraire oder Karl der Kühne

Ich nehme mal an, dass er sich nicht in seinen kühnsten (hahaha) Träumen ausgemalt hat, dass er ausgerechnet von einer Meute Schweizer Bauern um seine grösste Ambition – die Ausweitung des Burgunds in ein Köngreich, gebracht werden würde. Mit seinem Tod endete die männliche Linie der Herzöge von Burgund und damit auch der Traum von einem Köngreich unter den Burgundern.

Am Ende der Strasse steht die Kirche St. Michael, von aussen ein sehr imposanter Bau, im Innern eher mäh (ich bin, was imposante Kirchen betrifft, nicht mehr leicht zu beeindrucken. Die Kirchen in Palermo toppen nämlich fast alles).

Keine Stadtbesichtigung ohne eine Turmbesteigung – in Dijon ist der Aufstieg auf den Turm des Philippe Le Bon fast Pflicht. Wichtig zu wissen: Eine Online-Reservation ist Pflicht, der Eintritt kostet 5 Euro und es handelt sich um einen geführten Aufstieg.

Der Blick vom Turm hinunter auf die Stadt

Weiter gings zum Musée Magnin, einem imposanten Stadthaus aus dem 17. Jahrhundert mit einer Sammlung von Gemälden vom 16. – 19. Jahrhundert. Neben der Gemäldegalerie erhält man einen Einblick in das Leben einer Familie aus der Haute Bourgeoisie, denn gebaut wurde es als sogenanntes Hôtel Particulier für Etienne Lantin und ging später in den Besitz der Familie Magnin über.

Die restliche Zeit in Dijon verbrachte ich mit herumschlendern, gut essen und einkaufen. Dijon ist eine wundervolle Stadt zum Herumschlendern – sehr klein, die meisten Sehenswürdigkeiten sind wenige Minuten Fussmarsch voneinander entfernt und die Innenstadt ist selbstverständlich autofrei. Hier einige Impressionen:

Einige Details:

Die berühmten Eulen, die den Weg zu den Sehensw¨ürdigkeiten weisen

Diese Details sieht man überall

Dijon ist auch bekannt als Gourmetmetropole – überall werben Restaurants mit ihren Sternemenüs, die meisten öffnen erst am Abend. Ich selbst kann mit der französischen Küche (Gänseleber, zu Tode gekochtes Rindfleisch oder irgendwelche Blanc de Veau) wenig anfangen. Die einzigen Ausnahmen sind die Meeresküche oder regionale Spezialitäten wie beispielsweise die bretonischen Galettes. Möglich, dass ich mich jetzt als völlige Ignorantin entlarvt habe, aber es ist halt so. Ich bevorzuge die orientalische/arabische Küche und natürlich profitierte ich bei meinem Aufenthalt in Dijon davon. Es gab ein köstliches indisches Essen und am nächsten Abend ein wundervolles Couscous…..yummy.

Mein Fazit zu Dijon: nettes Städtchen, das man sich mal ansehen kann, das aber nicht sehr lange in Erinnerung bleibt.