Story of Yanxi Palace (2018)

Genre: Historendrama

Literatur: Yan Xi Gong Lüe von Zhou Mo

Regie: Hui Kaidong

Wen Denguang

Episoden: 70 ( à 45 Minuten)

Cast:

Wu Jinyan (Wei Yingluo, Consort Ling)

Charmaine Sheh (Hoifa-Nara Shushen, Consort Xian)

Quin Lang (Fuca Rongyin)

Nie Yuan (Emperor Qianlong)

Xu Kai (Fuca Fuheng)

Tan Zhuo (Gao Ningxin)

Su Quing (Hitara Erqing)

Jiang Zixin (Mingyu)

Liu Enshang (Li Yu)

Lawrence Wong (Hailancha)

Hong Yao (Prince He)

(Quelle: wikipedia)

Handlung

Wei Yingluo lässt sich von der kaiserlichen Schneiderei als Stickerin einstellen. Auf den ersten Blick ist sie eine von Tausenden jungen Mädchen und Frauen, die im Palast dienen. Doch schnell wird klar, dass sie eine Mission hat. Sie will den geheimnisvollen Tod ihrer Schwester aufklären, die im Palast umgekommen ist. Offiziell starb sie an einer Grippe, aber Wei Yingluo entdeckt an der Leiche Würgemale.

Alle Indizien zeigen auf Fuca Fuheng, einen kaiserlichen Wächter und Bruder der Kaiserin als Uebeltäter hin. Aus diesem Grund versucht Wei Yingluo, in die Nähe der Kaiserin zu gelangen. Durch einen glücklichen Zufall wird sie von der Näherei in den Palast der Kaiserin transferiert.

Dort gelingt es ihr schnell, das Vertrauen der Kaiserin zu gewinnen. Zwischen ihr und Fuca Fuheng kommt es zu einer Annäherung. Wei Yunlong entdeckt, dass sie Fuca Fuheng zu Unrecht verdächtigt wird, anscheinend wird versucht, den Verdacht auf ihn zu lenken, um vom wirklichen Täter abzulenken.

Wei Yingluo realisiert, dass sie in ihrem Rachefeldzug mächtigere Verbündete als die Kaiserin und ihren Bruder benötigt. Deshalb setzt sie alles darauf, sich beim Kaiser einzuschmeicheln. Sie schafft es, als Consort Ling Teil des Harems zu werden.

Als Konkubine wird sie in die Ränkespiele der anderen Haremsdamen hineingezogen. Aber sie übertölpelt mit ihrer Schläue fast alle, auch wenn sie zwischenzeitlich in Ungnade fällt und zum Auswaschen der Toiletten verknurrt wird. Doch bald nimmt sie wieder ihren alten Platz im Harem ein. Sie verliert ihr Ziel – die Aufklärung des Mordes an ihrer Schwester – nie aus den Augen.

Daneben gibt es unzählige Plots und Subplots, die ich hier aus Platzgründen nicht wiedergeben kann.

Kritik

Es war mein erstes Drama dieser Art und es brauchte einige Zeit, bis ich mich im Personenwirrwarr zurecht fand. Dies ist vor allem durch die grosse Zahl von Protagonistinnen und Protagonisten bedingt – der von mir aufgeführte Cast macht etwa einen Drittel der Schauspielerinnen und Schauspieler aus, die in irgendeiner Form eine Rolle spielen.

Die Namen erzeugten zusätzliche Verwirrung. Beim Eintritt in den Palast erhielten fast alle einen neuen Namen. Zudem wurden die Frauen teilweise mit ihrem Rang angesprochen. Es dauerte einige Zeit, bis ich den Ueberblick gewann. Des Weiteren werden die zahlreichen Kinder des Kaisers mit seinen Konkubinen der Einfachheit halber durchnummeriert. Man bezeichnet sie also durchaus auch nur als 17. Prinz oder 5. Prinzessin 👑

Das Drama zog mich sofort in seinen Bann, obwohl es mir manchmal schwer fiel, ob der ganzen Plots den Überblick zu behalten. Im Zentrum steht nicht wie üblich der Machtkampf zwischen den Konkubinen des Kaisers, sondern eine kleine Stickerin, die sich durch ihre Intelligenz und Geduld Respekt verschafft, Schritt für Schritt in der Hierarchie der der Konkubinen aufsteigt, bis sie zur Imperial Noble Consort ernannt wird, nur eine Hierarchiestufe unter der Kaiserin, aber ihr ursprüngliches Ziel nie aus den Augen verliert.

Sie braucht keinen Mann der sie rettet – im Gegenteil – die Männer sind für sie nur Mittel zum Zweck. Sie überrascht immer wieder mit ihrem Durchhaltewillen und ihrer Entschlossenheit, den Mord an ihrer Schwester zu sühnen.

Man ist bei Wei Yingluo nie sicher, ob sie etwas nun ernst meint oder ihre Handlungen nur dem grossen Ziel – Sühne des Mordes ihrer Schwester – dienen

Die Romanze zwischen ihr und Fuca Fuheng war herzerweichend und wahrscheinlich vergoss nicht nur ich ein paar Tränchen, als klar wurde, dass die beiden, zumindest in diesem Leben, nicht zusammenkommen würden.

Ein weiterer Aspekt, der dieses Drama sehenswert macht, ist die Ausstattung. Die wunderschön bestickten Kostüme sind eine Augenweide und die Frisuren der Frauen stellen echte Kunstwerke dar.

Konkubinen mit ihren Maids

Es ist nicht sehr überraschend, dass Frisur und Kleidung die hierarchische Stellung der Personen widerspiegeln. Je elaborierter die Frisur und der Haarschmuck und je kostbarer die Stoffe der Kleidung, umso höher die Stellung.

Die Männer in der Qing-Dynastie trugen alle die gleiche Frisur, unabhängig von ihrer Stellung in der Gesellschaft; den sogennanten chinesischen Zopf.

Der chinesische Zopf mit der ausrasierten Stirn wurde den unterworfenen Han-Chinesen von den Mandschu-Herrschern aufgezwungen. Diese Haartracht wurde zu Beginn der Qing-Dynastie eingeführt. Ein vom Regenten Dorgon erlassenes Gesetz befahl unter Androhung der Todesstrafe dass jeder Chinese eine Zopf tragen müsse. Es gehörte zu den ersten Massnahmen der Revolution von 1911, die Zöpfe abzuschneiden. (Quelle: wikipedia). Die Stellung des Mannes in der Gesellschaft und die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Handwerk wurde ausschliesslich durch die Kleidung gekennzeichnet.

Trotz der 70 Episoden (insgesamt mehr als 50 Stunden!) wird es einem nie langweilig. Dies, weil das Tempo immer sehr hoch ist, es gibt keine Episode, die man am liebsten überspringen möchte. Ich war derart fasziniert von dieser Serie, dass ich kaum die nächste Episode erwarten konnte und freue mich schon auf das Wiederanschauen. Ich bin sicher, dass ich, nachdem ich mir 8 Serien zu Gemüte geführt habe, einige Plots noch besser verstehe.

Der Plot wurde von vielen als völlig unrealistisch kritisiert – denn wenn ein kleines unbedeutendes Dienstmädchen, das Wei Luo zu Beginn war, sich im Palast tatsächlich so verhalten hätte, wäre sie schon mehr als einmal zu Tode geprügelt, enthauptet oder vergiftet worden. Dies mag sein – tut dem Drama aber keinen Abbruch – denn es hebt sich wohltuend von den sonst üblichen Plots ab. Es geht ja nicht darum, die Realität möglichst genau darzustellen, sondern das Ganze ist immer noch ein Film, also Fiktion.

The Story of Yanxi Palace (es gibt verschiedene Schreibweisen) schlug bei der Ausstrahlung in China wie eine Bombe ein. Denn das Drama hebt sich wohltuend von den üblichen Palastdramen ab – sei es die Geschichte, die Hauptperson und der Pace der Handlung.

Im Gegensatz zu vielen Dramen verzichtete der Regisseur auf Stars und Starlets als Besetzung der Geschichte, sondern griff auf SchauspielerInnen der zweiten Reihe zurück. Für Xu Kai (Fuca Fuheng), der in diesem Drama seine erste grosse Rolle spielte, zahlte sich dies sicher aus. Wu Jinyans Spiel war eine Wucht – Ich habe mich auf der Stelle mit dieser mutigen und unerschrockenen Wei Jingluo, die sie verkörpert, identifiziert. Sie prägt dieses Drama mit ihrer Schauspielkunst. Und einige ältere SchauspielerInnen wie Charmaine Sheh und Nie Yuan profitierten von einem zusätzlichen Schub für ihre Karrieren.

Man merkt es fast gar nicht – Ich bin von diesem Drama voll begeistert, denn es hat alles, was das Herz begehrt: Drama, Spannung, Romanze, Machtkämpfe, starke Frauen und eine wunderschöne Ausstattung.

Leider hat die chinesische Zensurbehörde die Ausstrahlung des Dramas verboten. Angeblich, weil es die chinesischen Werte verrate. Aus diesem Grund wird keine zweite Staffel gedreht. Aber es gibt ein Spin-Off: Yanxi Palace: Princess Adventures (zu sehen auf Netflix). Dieses Spin-off konzentriert sich auf die Tochter von Wei Yingluo und umfasst sechs Episoden.

Gesehen auf youtube mit englischen Untertiteln.

Trailer:

Copyright Corinne Mathieu 2020