Lipstick under my Burka (2016)

Regie:            Alankrita Shrivastava

Produzent:   Praksh Jha

Musik:             Zebunnisa Bangash

Dauer:             117 Minuten

Cast:

Ratna Pathak (Usha Parmar aka Rosy)

Plabita Borthakur (Rehana)

Aahana Kumra (Leela)

Konkona Sen Sharma (Shireen Aslam)

Vikrant Massey (Arshad)

Sushant Singh (Raheem)

Vaibhav Tatwawaadi (Manoj)

Jagat Singh Solanki (Jaspal)

Dauer:          117 Minuten

Handlung:

Die vier Frauen Usha aka Rosy, Rehana, Leela und Shireen stehen im Mittelpunkt dieses Bollywoodfilms. Die Männer sind eher Randfiguren, sehr ungewöhnlich für indische Filme.
Usha Parmar aka Rosy, die Aelteste, eine 55-jährige Witwe, verliert sich in der Lektüre von erotischen Büchern in Tagträumen. Sie lässt sich vom attraktiven Schwimmlehrer Jaspal zu einem Schwimmkurs überreden. Abends ruft sie ihn an und verwickelt ihn in erotisches Telefongeflüster.
Rehana ist als Muslimin gehalten, sich ausser Haus in die Burka zu hüllen. Kaum ausser Sichtweite der Eltern, verstaut sie diese in der Tasche und läuft in Jeans rum. Sie träumt von einer Karriere als Sängerin, bei einem Vorsingen lernt sie Druv, den Drummer kennen. Da sie sich weder Makeup noch neue Kleider leisten kann, wird sie zur Ladendiebin.
Shireen ist ohne Wissens ihres Ehemanns Raheem als Verkäuferin tätig. Dieser arbeitet in Saudiarabien und kommt nur alle paar Monate nach Hause. Dort fordert er von seiner Frau ihre „eheliche Pflicht“ ein.
Leela ist mit einem Mann verlobt, den ihre Mutter für sie ausgesucht hat, ist aber mit einem anderen Mann zusammen – sie muss sich entscheiden zwischen ihrem Herzen und der Pflichterfüllung ihrer Mutter gegenüber.

Kritik:

Lipstick under my Burka“ begleitet  vier Frauen unterschiedlichen Alters in ihren Versuchen, sich von der sozialen Kontrolle der Eltern (Rehana), des Ehemanns (Shireen), der Verwandtschaft (Rosie) und der Mutter und Verlobten (Leela) zu emanzipieren.

Die Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein – hier die Witwe, die von ihrer Umgebung eher als Einrichtungsgegenstand denn als Mensch wahrgenommen wird, dort die selbstbewusste Kosmetikerin Leela, die neben ihrem Verlobten heimlich einen Freund hat, dann die verheiratete Frau, die heimlich als sehr erfolgreiche Verkäuferin arbeitet und schliesslich das muslimische Mädchen das zuhause die brave Tochter spielt und sich ausser Haus zur sexy Sängerin mausert. Ihre einzige Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie im selben Viertel wohnen.

Die Emanzipationsbemühungen sind unterschiedlich erfolgreich, gemeinsam ist ihnen aber, dass sie sich vor ihrem Umfeld verstecken müssen. Doch trotz des eigentlich ernsten Themas, kommt der Humor nicht zu kurz. Die Szene beispielsweise, in der Usha einen Badeanzug für sich kaufen will, ist einfach göttlich. Sie will partout nicht zugeben, dass sie den Badeanzug für sich will, obwohl der Verkäufer dies längst gemerkt hat. Glücklicherweise eilt ihr Shireen zu Hilfe.

Die Männer kommen im Film nicht allzugut weg. Sie werden stark klischiert dargestellt – entweder als tumbe Machos, naive Muttersöhnchen oder schlicht und einfach als Grobiane.

Die Regisseurin erzählt die Geschichten der vier Frauen parallel, nur selten verweben sich die einzelnen Erzählstränge ineinander und dies auch nur lose. Erst am Schluss des Films finden sich die vier Frauen im gleichen Raum wieder – in einem Akt von Frauensolidarität. Als Usha von Jaspal denunziert wird, wirft ihre Verwandtschaft sie aus dem Haus. Leela, Shirin und Rehana beobachten diese Szene und holen Usha kurzerhand zu sich.

„Lipstick under my Burka“ ist ein unheimlich starker Frauenfilm aus Bollywood, der sich gegen massiven Widerstand durchsetzen musste. Die staatliche indische Zensurbehörde hatte den Film zunächst nicht freigegebe, unter anderem mit der Begründung, der Film sei „damen-orientiert“ und beinhalte „ansteckende“ Sexszenen. Aus diesem Grund musste der Filmstart verschoben werden. Schlussendlich durfte der Film auch in indischen Kinos gezeigt werden, nachdem einige der beanstandeten Szenen leicht gekürzt wurden.

Da hat die indische Zensurbehörde nicht ganz unrecht – ich habe schon einige Bollywoodfilme gesehen, aber derart explizite Sexszenen waren in keinem der Filme enthalten. Die meisten Bollywoodhelden begnügen sich mit einem scheuen Kuss auf die Wange ihrer Angebeteten. Umso erstaunlicher, dass ausgerechnet ein Frauenfilm wegen „ansteckender“ Sexszenen (zunächst jedenfalls) verboten wurde.

Ich war dem Film gegenüber zuerst sehr skeptisch . Ein Frauenfilm aus Bollywood, kann das wirklich gut gehen? Die Gelegenheit, den Film in Berlin zu sehen, habe ich leider verpasst. Aber schlussendlich siegte meine Neugierde doch und ich habe es nicht bereut. Ich hoffe sehr, dass die scheuen Emanzipationsbemühungen der indischen Frauen weiter gehen und ich freue mich auf mehr Filme von der jungen Regisseurin Alankrita Shrivastava.

Trailer

Songs

Le Li Jaan

Ishquiya

Jigi Jigi

DVD

www.induna.com

Copyright Corinne Mathieu