Anti-WEF-Demo vom 21.01.2012

Am letzten Samstag konnte man in der Stadt Bern wieder mal die unterschiedlichen Uniformen der versammelten Schweizer Kantonalpolizeien studieren. Anlass war eine – unbewilligte – Anti-WEF-Demo. Im Vorfeld kam es anscheinend im Internet zu Gewaltaufrufen, zudem sind in Zürich ein paar Fensterscheiben zu Bruch gegangen. Dies war für den Stadtberner Sicherheitsdirektor Grund genug, zur polizeilichen Mobilmachung zu blasen.

Im Vorfeld der Demo bot sich interessierten Mitgliedern der Kommission für Finanzen, Sicherheit und Umwelt die Gelegenheit, zusammen mit dem Regionalkommandanten der Kantonspolizei die Festhalte- und Warteräume der Kapo im Neufeld zu besichtigen. Der Aufwand der hier geleistet wurde war enorm – schon von daher war unschwer zu erahnen, dass am Nachmittag DemonstrantInnen angehalten wüden, es wäre doch schade, wenn die ganze Arbeit sinnlos gewesen wäre.

Angeblich wurde seitens der Polizei im Vorfeld versucht, mit den (unbekannten) OrganisatorInnen Kontakt aufzunehmen, allerdings hat man darauf anscheinend nicht allzuviel Mühe verwendet. Gemäss den Angaben des Regionalkommandanten schrieb man am Freitag eine E-Mail……in anderen Fällen nennt man solche Aktionen Alibiübungen!

Irgendwie kann ich es nachvollziehen, dass man von politischer Seite her nicht gewillt war, den unbewilligten Demonstrationszug durch die Stadt ziehen zu lassen. Zudem muss man sich fragen, aus welchem Grund es die OrganisatorInnen nicht für nötig hielten, ein Bewilligungsgesuch einzureichen. Ging es hier um irgendein nicht wirklich nachvollziehbares Prinzip? Dem gleichen Prinzip übrigens aus dem es die Verantwortlichen der Reitschule nicht fertig bringen, ein Sicherheitskonzept zu erstellen?

Aber hier hört mein Verständnis für die Vorkommnisse vom letzten Samstag auf. Den etwa 200 DemonstrantInnen standen etwa viermal mehr Polizisten und Polizistinnen gegenüber. Meine Vermutungen, die ich im Vorfel geäussert hatte, dass sich whs. nicht mehr als 200 – 300 Leute an dieser Demo beteiligen würden, wurden bestätigt. Das angebliche Gewaltpotential der DemonstrantInnen wurde an irgendwelchen im Internet kursierenden Gewaltaufrufe festgemacht, die aber anscheinend nicht mal von den OrganisatorInnen selber stammten. Des Weiteren wurde eine schweizweit bekannte Politaktivistin im Demonstrationszug gesichtet, was wiederum als Beweis für das hohe Gewaltpotential hinhalten musste. Die Frau ist über 60………

Am Abend präsentierte die Polizei das sichergestellte „Waffenarsenal“: Es wurden vor allem Schlagstöcke, Helme und Pfeffersprays konfisziert…….(Bei mir zu Hause ist auch noch ein Helm, wann steht wohl die Kapo vor der Tür?)

Was allerdings im Festhalte- und Warteraum vor sich gegangen ist, ist völlig unakzeptabel. Anscheinend wurde den in den Bussen Festgehaltenen vor der Registrierung der Gang zur Toilette verweigert….Zudem wurde im Raum, in dem die Zellen eingerichtet waren – es ist ein fensterloser Raum – Pfefferspray versprüht – man stelle sich das einmal vor – Reizstoff gegen Leute, die sich nicht wehren können, auch wurden Hunde eingesetzt. Ich bin völlig entsetzt über das Vorgehen der Kantonspolizei gegen Menschen, die in Zellen festgehalten wurden und sich nicht wehren konnten!!!!! Wie weit sind wir im Kanton Bern eigentlich schon?

Und Reto Nause ist immer noch der Ansicht, dass der Einsatz der Polizei verhältnismässig war! Mir fehlen schlicht die Worte!